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Beste Freunde | Neumarkter Nachrichten

Abwechslung ist Trumpf: zehn Komponisten, zwei Interpreten. Solche Programme lieben der Pianist Alexandre Tharaud und der Cellist Jean-Guihen Queyras.

Zwei, die mehr sind als ein Duo

Cellist Jean-Guihen Queyras und Pianist Alexandre Tharaud sorgen in Neumarkt für Vielfalt.

Zehn Komponisten, zwei Interpreten: Abwechslung ist Trumpf beim nächsten »Konzertfreunde«-Abend am 18. November. Solche Programme lieben der Pianist Alexandre Tharaud und der Cellist Jean-Guihen Queyras. Aber noch mehr lieben sie es, wenn bei einem solchen Flitterabend aus dem Repertoire dann wirklich ein ganz besonderes Konzert, obendrein mit ganz besonderen Stücken und Komponisten wird.

Denn wer kennt schon Jean Wiéner, mit dem es losgeht? Allein schon der Akzent im Nachnamen spricht Bände. Denn »Wiéner«“ ist kein Wiener, sondern Pariser. Dort 1896 geboren, war er in den frühen Kinojahren des 20. Jahrhunderts der Mann für Filmmusik in Europa: 300 Kompositionen und damit Klavierpartner des Duos »Wiéner et Doucet« bis weit in die Nachkriegszeit hinein.

Wiéner war kein Mann für den Walzer, sondern liebte Barmusik und Jazz, studierte parallel zu Milhaud und Poulenc am Pariser Konservatorium, war mit ihnen in der Gruppe der »Dix«. Und jetzt ist seine Sonate von 1968 mit ihrem Witz und der französischen Eleganz der Anfang dieses »Konzertfreunde«-Abends »Beste Freunde«.

Der Titel passt zu Queyras und Tharaud, zum Cellisten und zum Pianisten, denn schließlich spielen sie schon etliche Jahre zusammen, und in Neumarkt haben sie als Duo bereits 2018 ihre Premiere gehabt (mit Bach, Schubert, Berg, Brahms). Jetzt haben sie sich als ersten Teil ihres gemeinsamen Auftritts eben für die Sonate für Klavier und Violoncello nicht nur für Wiéner, sondern auch für Brahms entschieden: die Nr. 1 op. 38. Zusammen mit der Nr. 2 sind das Stücke, die in der Cellistenzunft höchstes Ansehen genießen. Dabei wird Queyras sein Niveau besonders mit der großen Klangfülle, dem Wechsel von Gesanglichkeit und Rhythmus beweisen: kantig und kraftgeladen.

Schon 2009 hat der 1967 in Montreal geborene Queyras seine Qualitäten in München unter Beweis gestellt. »Er war der König des Abends«, schrieb die Kritik. Zehn Jahre später, als Queyras beim Frühlingsfestival in Barcelona auftrat, spielte er schon in einer Liga mit Trifonov, Sokolov, Tabea Zimmermann oder Leif Ove Andsnes als »jewel«.

Es gab in diesen Jahren Empfehlungen genug, um ihm eine Professur an der Musikhochschule Freiburg einzutragen. Und in Neumarkt ist er live (und auf CD) unvergessen durch den Abend mit allen drei Schumann-Konzerten: für Klavier (mit Melnikow), Geige (mit Faust) und eben Violoncello - eine Reitstadel-Sternstunde.

Nahezu gleich alt sind die beiden; der Pianist Alexandre Tharaud ist Sohn einer Tänzerin und eines Sängers, eroberte den 2. Preis beim ARD-Wettbewerb 1989 - bald danach wurde er bekannt durch seine Duos mit verschiedenen französischen Kammermusikern. Auch beliebt wurde er durch seinen Einsatz für das französische Chanson, für Jazz und Pop, durch die Lieder der Chansonnière Barbara. Für seine CD »Swinging Paris« bekam er die Auszeichnung »Klassik ohne Grenzen«.

Restkarten gibt es vielleicht unter (09181) 299 622 und an der Abendkasse; der Beginn des Konzerts ist um 19.30 Uhr.

Dieser Artikel von Uwe Mitsching ist am Donnerstag, den 13. November 2025 in den Neumarkter Nachrichten erschienen.