Konzertreihe

Seit Ludwig van Beethoven ist »Kammermusik« in Deutschland ein Begriff, der für eine Geisteshaltung steht: ein bürgerliches Selbstbewusstsein, geistige Arbeit und innere Werte. In der Musik setzt man auf motivische Verdichtung und klangliche Reduktion, die der konzentrierten Nacharbeit bedürfen. Deshalb wird in Neumarkt seit jeher die Musik von Joseph Haydn gepflegt, der das Streichquartett erfand und es zu unerwarteten Höhen führte – dazu Musik von Mozart, Schubert und den vier großen »B«: Beethoven, Brahms, Bartók, Bach. Sie stellen die Zentren dar, um die in Neumarkt die anderen Komponistengestirne kreisen. Auf deren Laufbahn bleibt alles in Bewegung, große Namen tauchen auch auf, übersehene drängen nach, hier besonders die Komponistinnen. Und es gibt noch so vieles in den Archiven zu entdecken für Musiker wie Publikum.
Nach seiner Eröffnung haben vor allem Mstislaw Rostropowitsch und Heinrich Schiff den Neumarkter Konzertsaal in ihr Instrument verwandelt. Seitdem pflegt man im Haus eine eigene feine Cello-Linie neben einer weiteren, pianistischen: Schubert mit Alfred Brendel oder Bach mit András Schiff bleiben als Sternstunden in Erinnerung. Schiff ist heute eine Neumarkter Institution. Der Künstler spielt hier regelmäßig und stellt auch die Pianisten seines Stipendiatenprogramms »Building Bridges« vor.

Nun zur Brückenbildung anderer Art. Wie viele Engel können auf einer Nadelspitze sitzen? »Keiner!«, so der Dichter Christian Morgenstern. »Denn die nie Erspähten / können einzig nehmen Platz auf / geistlichen Lokalitäten.« Als so eine magisch aufgeladene »Lokalität« versteht man in Neumarkt das »Lied« – kein Liedchen, sondern eine Gattung, die klein genug ist, um das Unendliche zu fassen. Von Engeln geküsst und von Teufeln geritten fühlt man sich etwa bei Christian Gerhaher. Der begnadetste Liedsänger der Gegenwart soll stellvertretend für alle diejenigen stehen, die sich um die flüchtigste aller Künste kümmern. Statt der zu erwartenden Namen, die auch gern nach Neumarkt kommen, sei hier Julia Lezhneva angeführt. Die russische Sopranistin, sonst vor allem im Bereich Alte Musik auf Opernbühnen der Welt zu hören, hat in Neumarkt mit Liedern von Robert Schumann reüssiert, einem Programm, das kaum einer von ihr erwartete. Weills »Sieben Todsünden« mit HK Gruber und Angelika Kirchschlager oder Kurtágs »Kafka-Fragmente« mit dem Komponisten und seiner Frau Márta am Klavier, der Sopranistin Juliane Banse und dem Geiger András Keller – Veranstaltungen wie diese führen Lied und Kammermusik zusammen.

Diese Beispiele zeigen, was man in Neumarkt für die Pflege der Kammermusik tut. Vielleicht macht deshalb die vielbeschworene Klassikkrise um Neumarkt einen Bogen. Die Konzerte sind fast immer ausverkauft, die Abonnements werden oft weitervererbt. Dass auch die Förderung junger Talente den Neumarkter Konzertfreunden wichtig ist, zeigt eine kurze Auswahl derer, die inzwischen schon auf der ganzen Welt gefragt sind und in ihren ersten Jahren in Neumarkt waren: Quatuor Ébène, Amatis Trio, Kit Armstrong, Francesco Piemontesi, André Schuen, Simon Höfele, Anna Prohaska, Timothy Ridout, Leonkoro Quartet, Schaghajegh Nosrati.
Die Reihe wird laufend fortgesetzt.
DIE KONZERTFREUNDE SIND EIN LEUCHTTURM DER KULTURELLEN VIELFALT DEUTSCHLANDS, DES LEIDENSCHAFTLICHEN ENGAGEMENTS UND DER PERFEKTEN BEDINGUNGEN FÜR KÜNSTLERISCHE STERNSTUNDEN!