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Adieu mit Mozart | Rezension II

Sabine Meyer sagt Adieu mit Mozart. Die bekannte Klarinettistin trifft ein letztes Mal bei den Neumarkter Konzertfreunde auf.

Sabine Meyer sagt Adieu mit Mozart

Die bekannte Klarinettistin tritt ein letztes Mal bei den Neumarkter Konzertfreunden auf

Von Claudia Böckel

Neumarkt. „Die Konzertfreunde sind ein Leuchtturm der kulturellen Vielfalt Deutschlands, des leidenschaftlichen Engagements und der perfekten Bedingungen für künstlerische Sternstunden!“
Dieses Statement stammt von der weltberühmten Klarinettistin Sabine Meyer, die solche Sternstunden dem Neumarkter Publikum oft bescherte, zum letzten Mal am Donnerstag mit ihrem Programm „Adieu mit Mozart“, denn sie nimmt Abschied von der Bühne, von den Konzertreisen und den Zwängen, die solche Reisen mit sich bringen.
Man hatte ein reines Mozart-Programm ausgewählt, in dessen Zentrum die Klarinette stand mit dem traumhaft schönen Klarinettenquintett in A-Dur KV 581 und mit einem Quintettsatz in F-Dur KV 580b für C-Klarinette, Bassetthorn und Streichtrio. Das Armida Quartett ist bekannt für seine außergewöhnliche Expertise in Sachen Mozart, ist beteiligt an der Neuedition sämtlicher Mozart-Streichquartette und hat eine begeistert aufgenommene und besprochene Gesamteinspielung der Mozart Quartette vorgenommen. „Neue Maßstäbe für Mozarts Kammermusik“, heißt es bei NDR Kultur, „wegweisend für die Mozart-Interpretation im 21. Jahrhundert“ bei Klassik heute. Mit Sabine Meyer spielen sie nun in Neumarkt und in der Berliner Philharmonie, neben den Klarinetten-Werken spielten sie das Dissonanzen-Quartett KV 465. Die langsame Einleitung war ganz fahl im Klang, ohne Vibrato: das ging schon gleich unter die Haut. Im Allegro dann spielte man sehr durchsichtig, klar, strukturiert und ausgearbeitet bis ins kleinste Detail. Alles ist durchhörbar bei diesem Quartett, sehr kleinteilig gearbeitet, ohne das große Ganze jemals aus dem Blick zu verlieren.
Im Menuett geht es etwas derber zu, im Allegro molto legt man wieder die Struktur gnadenlos offen, hat keine Angst vor Tonlosigkeit, stellt nie den strahlenden Ton in den Mittelpunkt, sondern macht uneingeschränkt das hörbar, was in den Noten steht – und erreicht ein unerhörtes Maß an Eleganz, an Eloquenz, spielt brillant, wo es angesagt ist, hält sich zurück, wenn der Kollege wichtiger ist als man selbst. Martin Funda ist ein brillanter erster Geiger, ohne sich jemals in den Vordergrund zu spielen, Johanna Staemmler, Violine zwei und Teresa Schwamm-Biskamp, Viola, sind Meisterinnen der Mittelstimmen, und Peter-Philipp Staemmler sorgt für die Grundlage des Ganzen am Cello.
In diesem Spitzenquartett hatte Sabine Meyer geniale Partner für das Klarinettenquintett. Sie kann klangliche Impulse setzen, sie kann unendliche Ruhe verströmen im Larghetto trotz kleinster Notenwerte – und wird immer aufs Feinste gehoben und gehalten von den Streichern.
Sie bildet zusammen mit der ersten Violine die Eckpunkte der klanglichen Disposition. Alles wirkt rund, ohne glatt zu sein, aufregend, ohne affektiert zu sein, heftig, ohne massiv zu sein. Wieder eine Sternstunde!
Eine andere Klangcharakteristik zeigte der Quintettsatz KV 580b für C-Klarinette, Bassetthorn und Streicher. Hier war der Ehemann von Sabine Meyer, Reiner Wehle, mit dem Bassetthorn dabei. Die drei Streicher waren hier eher für den Fond zuständig, die beiden Bläser lagen exponiert drüber und hielten Zwiesprache mit virtuosen Tonleitern und Figurationen.

Auszüge aus der Konzertkritik "Sabine Meyer sagt Adieu mit Mozart" von Claudia Böckel erschienen am 25. Oktober 2025 in der Mittelbayerischen Zeitung