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Beste Freunde | Rezension Mittelbayerische Zeitung

Der Cellist Jean-Guihen Queyras und Pianist Alexandre Tharaud musizieren in einer eigenen Liga. Ihr 30-jähriges Jubiläum begingen sie nun bei den Konzertfreunden.

Ein ganz großer Abend

Das Duo Queyras und Tharaud spielt in einer eigenen Liga.

Seit 30 Jahren sind sie beste Freunde, ihre Duokunst ist gereift bei ungezählten Proben, Auftritten und Aufzeichnungen: Jean-Guihen Queyras am Cello und Alexandre Tharaud am Klavier. …

Mit der 1. Sonate e-Moll op. 38 von Brahms eröffneten die Musiker den Abend so, wie wir kundigen Kammermusikfans es gern haben: Mit einem wohlbekannten Werk der Romantik, inklusive Kotau vor Bachs Kontrapunktik und Beethovens Sonatensatz-Konzept. Doch schon die ersten Takte packten und faszinierten: Da nahm endlich ein Cellist die Angabe »piano« ernst, spannte mit minimalem bogentechnischen Aufwand große Zusammenhänge, fesselte die Aufmerksamkeit mit seinem dennoch saalfüllenden, stets lebendigen Ton. Das war so konzentriert auf den Punkt getroffen, wie wir es selten erleben dürfen.

Pianist Tharaud war hier wie am gesamten Abend »Freund und Helfer«: So eine ausgefeilte Balance, so ein Geben und Nehmen, so eine dichte einheitliche Aussage suchen ihresgleichen. … 

Wir durften weiter staunen: Mit der deutschen Uraufführung der originellen Sonate von Jean Wiéner (1896-1982) mit ihren Solokadenz-Einschüben weckten die Farbpalette des Cello und der durchleuchtete Klaviersatz helle Begeisterung. Das Opus gehört ins Repertoire ambitionierter Cellisten!

Die Programmidee der vielen kurzen Stücke offenbarte Jean-Guihen Queyras nach der Pause: Unsere ans Herz gewachsenen Lieblingsstücke stünden in der Pipeline parat … 

Sie fanden dabei sowohl für Gambenmusik des Barock (Bach und Marais), Romantik (erdentrückt, ja himmlisch: Schubert, Adagio aus der Arpeggione-Sonate) und Moderne (Britten op. 65, Alban Berg op. 5) den stilistisch passenden Klang. Queyras kennt sich halt auch mit historisch informiertem Spiel aus.

Ganz zuhause war das Duo bei Musik des Impressionismus (Debussy-Sonate, Fauré, Sicilienne op. 78 und Papillons op. 77); man tauchte ein in farbsprühende französische Klangkultur at it’s best! 

Zum Finale drei superbe Arrangements von Brahms Ungarischen Tänzen Nrs. 1/7/5, gespielt mit stupender Virtuosität, unakademischer Freiheit, glühender Leidenschaft, so deftig wie delikat. Ein ganz großer Abend jenseits der Premiumklasse!

Dieser Artikel von Peter Donhauser ist am Donnerstag, den 20. November 2025 in der Mittelbayerischen Zeitung erschienen: 

Ein ganz großer Abend im Neumarkter Reitstadel