Erzherzogtrio | Rezension
Höchstmögliche Intensität: Trio Gaon gastiert im Neumarkter Reitstadel
Erzherzogtrio
Konzertkritik von Claudia Böckel zum Konzert vom 27. Juni 2025Zwei gewichtige Werke aus der Gattung Klaviertrio standen auf dem Programm des letzten Saisonkonzerts der Neumarkter Konzertfreunde. Und so wurden sie auch durchgehend interpretiert. Selbst ein mit Allegretto grazioso überschriebener Satz von Anton Dvorák kam in einem fast durchgehenden Fortissimo daher wie ein Marsch. Spielt man leise, dann setzt die Violine nicht etwa schönen Schimmer oben drüber, sondern dann klingt das entweder hart oder kaum hörbar. Das Klavier setzt ebenfalls auf plakative Lautstärke oder Säuseln. Einzig der Cellist des Ensembles Trio Gaon, Samuel Lutzker, hat betörende Klänge auf Lager, steuert warme Klangfarben bei, entwickelt Kantilenen.
Höchstmögliche Intensität
Das vielschichtige koreanische Wort Gaon im Namen des Trios hat mehrere Bedeutungsdimensionen. »Dem jeweiligen musikalischen Augenblick höchstmögliche Intensität zu verleihen und so die Musik auch für die Zuhörer zum Mittelpunkt aller sinnlichen Eindrücke zu machen.« Aber neben höchstmöglicher Intensität gäbe es da auch noch andere Kategorien zu bedenken, analytische Aspekte zum Beispiel oder die Klangbalance. Im Reitstadel dominierte ganz klar das Klavier mit weit geöffnetem Klavierdeckel. Natürlich hat man es hier mit sehr guten Musikern zu tun, keine Frage. Aber im Reitstadel galten halt immer auch noch andere Parameter als vordergründiges Virtuosentum. Man kann hier durchaus an unvergessliche Abende mit Alfred Brendel und Beethoven und Schubert erinnern oder an die übergeordnete musikalische Intensität eines Sir András Schiff. Aber vielleicht ließ man sich bei Beethovens »Erzherzogtrio« vom Ton der Erhabenheit zu viel mitreißen, sah den Andante cantabile Satz nicht als lyrischen Variationensatz, sondern als eher herbe Angelegenheit, wenig improviastorisch, zu brav und zu plakativ.
Für Dvořáks Trio f-Moll op. 65 passt der Zugriff des Trio Gaon besser, da gelang mit dem dritten Satz der schönste Moment, wenn nicht charmant, dann doch lyrisch und ruhig sich entwickelnd über der ausladenden Cello-Melodie.
Der Konzertbericht »Höchstmögliche Intensität: Trio Gaon gastiert im Neumarkter Reitstadel« erschien am 29.6.2025 in der Mittelbayerischen Zeitung.