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Herzlichen Glückwunsch, Sir András!

Die Neumarkter Konzertfreunde feiern ihren langjährigen Weggefährten András Schiff, der den renommierten Praemium Imperiale erhält.

Sir András Schiff ausgezeichnet

Pianist erhält den »Nobelpreis der Kunst«: den Praemium Imperiale
Sir András Schiff erhält einen der wichtigsten Kunstpreise weltweit, vergeben von der Japan Art Association. Im Oktober wird er ihm in Tokio vom japanischen Kaiserhaus überreicht.
Sir András Schiff erhält einen der wichtigsten Kunstpreise weltweit, vergeben von der Japan Art Association. Im Oktober wird er ihm in Tokio vom japanischen Kaiserhaus überreicht.

Neumarkter Konzertfreunde jubeln mit ihrem Freund András Schiff

Auszüge aus dem Artikel von Marianne Sperb

Er zählt zu den weltweit wichtigsten Auszeichnungen für Kunst: der Praemium Imperiale, dotiert mit 90.000 Euro und vergeben von der Japan Art Association. Sir András Schiff nimmt den »Nobelpreis der Kunst« im Oktober in Tokio von Japans Kaiserpaar in Empfang. Aus der Oberpfalz wird ihm von Herzen gratuliert: von den Neumarkter Konzertfreunden, bei denen der Weltstar seit 40 Jahren gastiert. Er gilt als großer Freund des Hauses und in Neumarkt vertraut man ihm blind. Fürs Programm gibt man ihm oft freie Hand, carte blanche. Denn egal, was er spielt: Um Tickets für seine Auftritte wird gebuhlt.

Ernst-Herbert Pfleiderer, der Gründer und Vorsitzende des Vereins und künstlerischer Leiter der Reihe, freut sich für einen Freund. Auf die Nachricht von der Auszeichnung reagierte er am Dienstag auf Nachfrage der Mediengruppe Bayern so: »Aus unserer Sicht: Er hat sie mehr als verdient!«

»András Schiff wurde am 9. November 1986 noch ganz jung, mit 33 Jahren, von den Neumarkter Konzertfreunden in den Reitstadel eingeladen«, erinnert sich der Mäzen. 

András Schiff auf der Bühne des Reitstadels im April 1990 bei der Probe zu seinem Konzert mit Bachs Goldberg-Variationen
András Schiff auf der Bühne des Reitstadels im April 1990 bei der Probe zu seinem Konzert mit Bachs Goldberg-Variationen

Der junge, sensible, hochtalentierte Pianist sei früh aufgefallen, nicht nur als Bach-Interpret. Der Reitstadel gilt wegen seiner Akustik als einer der besten Konzertsäle Europas, vielleicht als der beste. Hier musizierte Schiff mehr als 50 Mal, als Solist und in Kammermusikbesetzungen mit prominenten Freunden. Pfleiderer erinnert sich an legendäre Abende, etwa an die Mozart-Klavierkonzerte mit der Camerata Salzburg und Sandor Vegh 1989. [...]

»András Schiff liebt den Reitstadel-Saal als optimalen Aufführungsort – und auch das hustenfreie, herzlich engagierte Publikum«, sagt Pfleiderer. Erst im Februar 2025 trat der Pianist mit Freunden in Neumarkt auf: mit Weltklasse-Klarinettist Jörg Widmann und dem gefeierten Bratschisten Antoine Tamestit. In der Saison 2025/2026 kommt Schiff zwei Mal in die Oberpfalz: am 12. Dezember mit Pianistin Schaghajegh Nosrati und am 28. Januar mit der Cappella Andrea Barca. Klar: beide Abende sind – wie in Neumarkt üblich – längst ausverkauft. Ein Trost: 2026/2027 sind laut Pfleiderer weitere spannende Projekte mit Schiff in Planung.

Wir gratulieren Sir Ándras Schiff von ganzem Herzen zu dieser einzigartigen Auszeichnung!
Ernst-Herbert Pfleiderer

Die Jury des Praemium Imperiale würdigte András Schiff am Dienstag als einen der bedeutendsten Pianisten unserer Zeit. »Stille Intensität und tiefe Passion für jeden einzelnen Ton als Mosaikstein einer Komposition sind die Markenzeichen seiner gefeierten Interpretationen am Flügel.« Schiff spielt – wegen der besseren Verbindung mit dem Publikum – immer aus dem Gedächtnis. [...]

Der Pianist Sir András Schiff pflegt eine intensive Beziehung zu Neumarkt

Artikel von Thomas Heinold

Hohe Auszeichnung für Sir András Schiff: Der 71-Jährige ist einer der Preisträger des hochdotierten japanischen Kunstpreises Praemium Imperiale. In der Region ist der ungarisch-britische Pianist Musikfreunden bestens bekannt. Seit vielen Jahren pflegt er im Neumarkter Reitstadel eine intensive Konzerttätigkeit.

Der Praemium Imperiale wird jährlich von der Japan Art Association verliehen. Die Auszeichnungen sind mit jeweils 15 Millionen Yen - umgerechnet knapp 90.000 Euro - dotiert. Sie werden seit 1989 auf Anregung des japanischen Kaiserhauses in Andenken an Prinz Takamatsu (1905-1987) vergeben.

András Schiff verbindet mit dem Reitstadel in Neumarkt mehr als nur eine Konzertreihe – es ist eine langjährige, fast intime Beziehung zwischen Künstler, Raum und Publikum. Er trat an diesem Ort früh öffentlich in Erscheinung. Seitdem kehrt der Pianist regelmäßig in den akustisch herausragenden Saal zurück, der sich zu einem seiner bevorzugten Spielorte in Deutschland entwickelt hat.

Ernst-Herbert Pfleiderer, der künstlerische Leiter der Neumarkter Konzertfreunde, zeigt sich auf Anfrage unseres Medienhauses hocherfreut: »Wir gratulieren Sir András Schiff von ganzem Herzen zu dieser einzigartigen Auszeichnung! Aus unserer Sicht: Er hat sie mehr als verdient!« Bereits früh sei damals »der junge, sensible, hochtalentierte Künstler« positiv aufgefallen, nicht nur als Bach-Spieler.

Reiche Früchte

Eine Entdeckung, die reiche Früchte trug: »Seit dieser Zeit hat er viele Male als Solist und in Kammermusikbesetzungen mit prominenten Freunden in Neumarkt musiziert. Insgesamt über 50 Mal«, sagt Pfleiderer über Schiff. Das Publikum komme »von nah und fern«: »Seit vielen Jahren sind die Konzerte von Sir András Schiff monatelang vorher ausverkauft.«

Legendär seien die Mozart-Klavierkonzerte mit der Camerata Salzburg und Sandor Vegh gewesen. Zwischen 2005 und 2008 habe Schiff die wichtigen Teile des gesamten Klavierwerkes von Johann Sebastian Bach in Neumarkt aufgeführt und eingespielt. 

»Schiff ist ein großer Freund des Hauses und auch mit mir und meiner Frau herzlich verbunden«, resümiert Pfleiderer – in der Saison 2025/2026 werde er zwei Mal im Reitstadel auftreten, weitere spannende Projekte für die Saison 2026/2027 seien bereits in Planung.

In Neumarkt wird Schiff nicht nur als Starpianist, sondern als musikalischer Denker geschätzt. Schiff selbst scheint den Reitstadel als Rückzugsort für konzentrierte musikalische Arbeit zu schätzen. Die Atmosphäre des Saals – schlicht, aber edel – passt auch gut zu seiner Ästhetik: jenseits aller Moden, ganz der Musik verpflichtet.

Am 12. Dezember 2025 kehrt Schiff erneut in den historischen Festsaal zurück, diesmal mit Johann Sebastian Bachs monumentalem Spätwerk »Die Kunst der Fuge«. Auch dieses Konzert ist bereits ausverkauft. Es verspricht ein besonderes Erlebnis: Schiff interpretiert den Großteil des Zyklus solo, während ihn seine langjährige Schülerin und Assistentin Schaghajegh Nosrati bei der Spiegelfuge begleitet – ein seltenes Zusammenspiel zweier Generationen am Klavier.

Fühlt sich in Neumarkt wie ein Fisch im Wasser: Pianist Sir András Schiff
Fühlt sich in Neumarkt wie ein Fisch im Wasser: Pianist Sir András Schiff

Der Reitstadel selbst, zwischen 1978 und 1981 aus den Ruinen eines im Krieg zerstörten Gebäudes wieder aufgebaut, bietet mit seiner exzellenten Akustik und intimen Atmosphäre den idealen Rahmen für Schiffs tiefgründige Bach-Interpretationen. In Neumarkt ist jedes Konzert des
Maestros ein kulturelles Ereignis – nach der Preisverleihung fällt noch mehr Glanz auf diese Auftritte.

Mit dem diesjährigen Praemium Imperiale werden auch die Performance-künstlerin Marina Abramovic ausgezeichnet, der schottische Maler Peter Doig, der portugiesische Architekt Eduardo Souto de Moura und die Choreographin Anne Teresa De Keersmaeker aus Belgien.

Vergeben wird der Praemium Imperiale in den Kategorien Malerei, Skulptur, Architektur, Musik und Theater/Film. Die Preise sollen im Oktober in Japans Hauptstadt Tokio verliehen werden. Der mit fünf Millionen Yen dotierte Nachwuchspreis (30.000 Euro) geht an das National Youth Theatre in Großbritannien.

Der Artikel »Neumarkter Konzertfreunde jubeln mit ihrem Freund András Schiff« erschien am 15. Juli 2025 in der Mittelbayerischen Zeitung.

Der Artikel »Der Pianist Sir András Schiff pflegt eine intensive Beziehung zu Neumarkt« erschien am 15. Juli 2025 in den Neumarkter Nachrichten.