Klangmagier | Thomas Zehetmair spielt in Neumarkt
Der „Klangmagier“ Thomas Zehetmair spielt im Historischen Reitstadel mit dem „Stuttgarter Kammerorchester“ in dreifacher Funktion: als Dirigent, als Komponist, als Solist.
IM KONZERT Mit dem Stuttgarter Kammerorchester serviert er Mozart und zeitgenössischen Stoff.
Von Uwe Mitsching
Zehn Mal, haben die „Neumarkter Konzertreunde“ ausgerechnet, hat der Geiger Thomas Zehetmair schon in Neumarkt gastiert. Wer ihn aus den Konzerten trotzdem nicht kennt, kennt vielleicht sein Bild im Reitstadel, wo er sich als herbstlicher Schwimmer präsentiert, wenn wahrscheinlich auch nicht im Schlossweiher. Aber Natur, das Leben mit ihr, ihr Erhalt, das ist ein Anliegen des gebürtigen Salzburgers (geboren 1961), auch wenn ihn die „Konzertfreunde“ nicht als kälteresistenten Schwimmer ankündigen, sondern als „Klangmagier“ in einem Konzert mit dem „Stuttgarter Kammerorchester“ und in dreifacher Funktion: als Dirigent, als Komponist, als Solist: für Donnerstag, 30. Oktober, um 19.30 Uhr.
Seine Karriere als Geiger nahm nach dem Studium beim Vater, Professor am Salzburger Mozarteum, und nach Meisterkursen etwa bei Nathan Milstein schnell Tempo auf, CD-Aufnahmen gab es unter der Leistung von Kurt Masur oder als Kammermusikpartner von Tabea Zimmermann - etwa bei einem Sonderkonzert in Neumarkt mit ihr und Heinrich Schiff. Als Dirigent startete er als Chef der englischen Northern Sinfonia, erarbeitete mit dem Orchester einen Zyklus von Beethovens Sinfonien, die auch jetzt wieder mit dem Stuttgarter Kammerorchester in Planung sind.
Die meisten Konzertbesucher kennen das Stuttgarter Orchester seit seiner Gründung kurz nach dem Krieg und unter der Leitung von Karl Münchinger. Lange Zeit war es der führende Klangkörper für die Interpretation „alter“ Musik, sieben Jahre übrigens unter Michael Hofstetter, dem derzeitigen Leiter der Gluck-Festspiele. Musikalischer Partner in Stuttgart sind derzeit für Zehetmair der Klarinettist Jörg Widmann, und als „Künstlerischer Intendant“ Markus Korselt. Mit dem erarbeitet Zehetmair seit fünf Jahren („SK Ohr-Labour“) Musikvermittlungsprogramme für Kinder und Jugendliche, Projekte der Digitalisierung und die vom Land Baden-Württemberg unterstützten Programme zum Gleichgewicht von Natur und Kultur. Es gibt etwa keine Noten aus Papier mehr für die Musiker.
Auf Gleichgewicht achten
Zudem achtet Thomas Zehetmair immer schon auf das Gleichgewicht zwischen „alter“ und „neuer“ Musik. Über all die Jahre war er Interpret nicht nur der Musik von Barock und Klassik, sondern auch der von Heinz Holliger (Uraufführung eines ihm gewidmeten Violinkonzerts), Sofia Gubaidulina oder Bernd Alois Zimmermann. Bei seinem Konzert in Neumarkt (Abonnements G und B) dirigiert und spielt er zwischen Mozart-Stücken seine eigene „Passacaglia, Burleske und Choral“ für Streichorchester, die er mit seiner Frau Ruth Killius und Daniel Haefliger in einer früheren Fassung 2023 in Genf uraufgeführt hat.
Im November steht die Uraufführung eines Doppelkonzerts für Viola, Violoncello und Streicher auf seinem Programm. Das enthält für die weitere Saison 25/26 eine Asientournee mit dem Orchestre National Auvergne-Rhône Alpes , seine Rückkehr zum St. Paul Chamber Orchestra in den USA, zum BBC National Orchestra of Wales.
Immer aber stehen Werke von Mozart mit auf dem Programm des inzwischen über 60-jährigen Zehetmair: diesmal zwei Stücke vom Schönsten, was es von Mozart gibt: das fünfte Violinkonzert KV 219, Zehetmairs Lieblingskonzert mit seinem dynamischen Schwung, dem thematischen Reichtum und der Ausgewogenheit der Proportionen, und die Sinfonie KV 201. Er gibt gern zu, dass er solche genialen Jugendwerke (Mozart war kaum 20, Mendelssohn Bartholdy 14) liebt – eben auch die Streichersinfonie Nr. 10 von Felix Mendelssohn Bartholdy, mit der das Konzert am Donnerstag beginnen wird: Einst gespielt zwar im häuslichen Rahmen und neuen Konzertsaal der Familie, aber mit den besten Musikern der Berliner Hofoper.
Ausverkauft, zurückgegebene Karten an der Abendkasse, Beginn um 19.30 Uhr.
Dieser Artikel am 28. Oktober 2025 in den Neumarkter Nachrichten erschienen.
