Rendezvous | Rezension Mittelbayerische Zeitung
Auftakt nach Maß: Saison im Reitstadel startet mit dem Goldmund-Quartett
RENDEZVOUS
Auftakt nach Maß mit dem Goldmund Quartett...Diesmal starteten sie mit einem Jugendwerk des „kleinen Franzl“, dem Es-Dur-Quartett D 87, das er blutjung, mit 16 Jahren schrieb. Wir können heute sein gesamtes Schaffen überblicken und erkennen, dass er schon 1813 seine unverwechselbare, charakteristische Tonsprache anschlug. Die Melodien sind einprägsam, die Strukturen fasslich, nichts ist verschnörkelt, nie prahlt er mit kompositorischen Komplikationen. Diese Musik entfaltet ihre Wirkung am besten, wenn sie die Musiker ohne „Pomp and circumstance“ spielen, sie nicht mit rührseligem Pathos aufblasen. Das Goldmund-Quartett hat das verstanden. Eingangs stellten sie rhetorische Dialoge in den Vordergrund, wir hörten ein kluges Gespräch unter Freunden. Attacca ging es vital und übermütig in das Scherzo, feinste Pianissimo-Kultur erlebten wir im Adagio, hellwach, delikat und voll Spannung gelang das Finale. Was will man mehr?
Es gab noch mehr: Das Quartett einer Autorin (brava!), nämlich der polnischen Komponistin und Schriftstellerin Grazyna Bacewicz (1909-1969), selbst eine hervorragende Geigerin. Ihr Quartett Nr. 4 komponierte sie 1951, sie blieb dabei auf Tuchfühlung mit tonaler Harmonik. Die Finessen ihrer Instrumentierung sind vom Feinsten, da komponierte jemand, der die Klangmöglichkeiten der Streicher aus dem FF kennt...
Im Schlusssatz erinnerten wispernde Passagen an Mendelssohn, Tremolo-Momente ließen erschauern, eine gehörige Prise Witz versöhnte. Dieses Werk hat mehr Präsenz im Konzertleben verdient. Die Musik von Johannes Brahms ist präsent, etabliert und geschätzt. Wir hörten nach der Pause sein op. 51/2 in a-Moll, komponiert 1873, im Geburtsjahr von Max Reger. Brahms zeigte in diesem Werk seine hochentwickelte komplexe Kompositionskunst, die intensives Mithören fordert. Das Goldmund-Quartett machte uns das leicht mit seinem farbig schattierten, bestens durchhörbaren, rhythmisch blitzsauber getimten und doch emotional empfundenen Spiel. Selten hat man Akkordpassagen so gut verstanden, weil die Klänge nicht durch waberndes Vibrato verschleiert wurden...
Auszüge aus der Konzertkritik "Auftakt nach Maß" von Peter K. Donhauser, erschienen am 25. September 2025 in der Mittelbayerischen Zeitung
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