Melodie des Monats

September 2025 | Wiener Blut

Im Konzert vom Goldmund Quartett erklingt diese kleine Melodie von Johannes Brahms. Wir wünschen viel Vergnügen!

Wiener Blut

Über eine Melodie aus Brahms’ 2. Streichquartett

Der Musik von Johannes Brahms wird gern eine gewisse akademisch-kühle Abgeklärtheit zugesprochen. Auch wurde der Komponist im 19. Jahrhundert als Vertreter der »absoluten Musik« aufs Schild gehoben – dabei finden sich in seinen Werken genügend persönliche, teils sogar programmatische Bezüge. Nicht nur die unerfüllte Liebe zu Clara Schumann, sondern auch die Beziehungen zu anderen Frauen flossen oft in seine Musik ein – ebenso wie die zu Freunden, etwa dem Geiger Joseph Joachim. Brahms’ Motto »f-a-e«, »Frei aber einsam«, lässt sich kaum anders als biografisch deuten. Nicht zuletzt prägt es sein zweites Streichquartett, insbesondere das erste Thema im ersten Satz. Das zweite Thema – die Melodie können Sie sich unten anhören – antwortet darauf. Mit seiner schwankenden Terzen- und Sextenseligkeit ist es ausgesprochen wienerisch. Der Norddeutsche hat nach einigen Abzweigungen im Leben in der österreichischen Hauptstadt seine zweite Heimat gefunden. Wenn schon einsam, dann aber frei – und frei konnte man auch im 19. Jahrhundert am besten in einer Großstadt sein. Von nun an wird der Komponist regelmäßig zu wienerischen Anklängen greifen, besonders wenn sich seine Musik verdichtet und eine gewisse Sprödigkeit droht. Dann schwenkt die Musik oft um – und Brahms schickt seine Hörer unvermittelt in den Heurigen…