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Weihnachtsoratorium | Vorbericht Neumarkter Nachrichten

Schon mehrmals sind der Balthasar-Neumann-Chor und das Balthasar-Neumann-Orchester im Neumarkter Reitstadel aufgetreten. Beim nächsten Gastspiel am 15. Dezember wird das Ensemble aber nicht von seinem Gründer Thomas Hengelbrock (im Bild) geleitet, sondern vom französischen Chordirigenten Lionel Sow.

Balthasar-Neumann-Chor frohlockt

Ensemble spielt Bachs Weihnachtsoratorium mit den drei »unüblichen« Kantaten im Reitstadel.

Der Balthasar-Neumann-Chor und das Balthasar-Neumann-Orchester werden am Montag, 15. Dezember, um 19.30 Uhr Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium aufführen. Das Ensemble, das nach dem berühmten Barock-Baumeister und Architekten Balthasar Neumann benannt ist, gastiert regelmäßig an renommierten Orten wie dem prächtigen Schloss Fontainebleau bei Paris und der architektonisch spektakulären Hamburger Elbphilharmonie.

In Neumarkt im Historischen Reitstadel präsentiert der angesehene Klangkörper seit Jahren auch musikalische Neuheiten von altvenezianischen Canzonetten bis zu zeitgenössischen Projekten und hat sich dabei einen herausragenden Ruf als innovativer Vermittler zwischen verschiedenen Epochen der Musikgeschichte erworben.

Abweichendes Konzept

Die Aufführungen des Weihnachtsoratoriums folgen einem besonderen künstlerischen Konzept, das bewusst von den üblichen drei Kantaten abweicht. Statt der traditionell gespielten Kantaten über die Geburt des Kindes, die dramatische Szene mit den Hirten und Engeln und dem Weg der Hirten nach Bethlehem wählt der Balthasar-Neumann-Chor die Kantate Nummer eins mit dem jubelnden »Jauchzet, frohlocket« sowie die beiden abschließenden letzten Kantaten. Die Kantate Nummer fünf inszeniert das Fest mit der feierlichen Ankunft der Weisen aus dem Morgenland und den bedrohlichen Nachstellungen durch König Herodes.

Die sechste Kantate kehrt zum musikalischen Beginn zurück und endet mit einer triumphalen Schlusssteigerung und dem Triumph über das Böse. Diese Kantate enthält auch die bedeutsame melodische Verbindung zum ergreifenden Passionschoral »O Haupt voll Blut und Wunden«, der thematisch von der Weihnachtsgeschichte bis zum Kreuzestod reicht.

Das Konzert verbindet Bachs zeitloses Weihnachtsoratorium mit ausgewählter Musik der Gegenwart. Auf dem anspruchsvollen Programm stehen Kompositionen von Hugo Distler, Jan Sandström und vom renommierten Londoner Komponisten Thomas Adès.

Der »Fairfax Choral« von Adès wurde 1987 für den Chor der King’s Chapel Cambridge komponiert. Der Choral blickt mit seinen bitter-süßen Harmonien auf die Passion voraus. Der Verlag beschreibt das Werk als Herausforderung für Chöre mit Erfahrung in zeitgenössischer Musik.

 

Lionel Sow leitet Chor und Orchester bei diesen Aufführungen. Der französische Chordirigent arbeitete an der Pariser Oper und beim Orchestre de Paris und unterrichtet seit 2017 am renommierten Conservatoire de Lyon. Seine Expertise in der Barockmusik macht ihn zum idealen Interpreten für dieses anspruchsvolle Programm.

Die Programmkonzeption hängt mit dem Tenor Julian Prégardien zusammen, der als Solist die wichtigste Rolle in den beiden letzten Kantaten des Oratoriums übernimmt. Prégardien beherrscht Bachs Passionen und Oratorien. Er ist der Sohn von Christoph Prégardien; Vater und Sohn sind beide Liedsänger und Operndarsteller. Julian Prégardien wirkte bei den Salzburger Festspielen 2025 bei einem Abend mit Auszügen aus frühen Mozart-Opern mit, darunter Teile aus »Zaide« und »Thamos«. Diese Zusammenstellung ergab ein Pasticcio von Mozarts Musik und modernen Texten in der Felsenreitschule.

Julian Prégardien ist derzeit mit dem Format »Kosmos Schubert« und mit der Camerata Salzburg unterwegs. Er singt das Weihnachtsoratorium auch in Budapest mit Ivan Fischers Festivalorchester.

Die Musiker vom Balthasar-Neumann-Chor und -Orchester und Prégardien haben bereits zusammen musiziert. Bei der Eröffnung des Bergson Kunstkraftwerks in München im Oktober 2024 spielten sie gemeinsam Bach-Werke.

Dieser Artikel von Uwe Mitsching ist am 13. Dezember in den Neumarkter Nachrichten erschienen.